CCCStuttgart

Wieviel Smartphone braucht das Kind?
Rückblick auf den Vortrag beim Elternabend


Zwar war es der Elternbeirat der Seewiesenschule Esslingen, der uns zum Thema „Wieviel Smartphone braucht das Kind?“ eingeladen hatte, es war dann aber auch die Rektorin der Schule da. Vom Kollegium offenbar aber niemand (für die wäre die erste Reihe sogar reserviert gewesen). Die Schule überlegt, ein Handyverbot auszusprechen.

Wie für einen Elternabend sicher immer noch typisch waren 5 Väter und ca. 50 Mütter anwesend, ich fand das schonmal richtig gut besucht!

Zu Beginn meiner Vorträge erzähle ich immer erstmal ein wenig über den CCC(S) und über mich. Auch diesmal kannten uns nur wenige im Vorfeld.

Ich hatte eine Agenda vorbereitet, die die Möglichkeiten des Internet aufzeigte, die Themen Datenschutz und Privatsphäre, Technische Tücken von Smartphones, Rechtliches (in Anlehnung an den Vortrag von Michael), Technische Möglichkeiten (wo ich dann die „Taschenrechner-Lösung“ mal vorgestellt habe), pädagogische Implikationen (wieviel Medienkonsum sollte denn erlaubt sein), sowie demokratische Aspekte.

Ein ambitioniertes Programm für 90 Minuten. Im Vorfeld hatte ich mit der Dame vom Elternbeirat telefoniert und sie bestätigte mir, daß es konservative Eltern gäbe, aber auch „fortschrittliche“, die einfach die neuen/aktuellen Technologien sehen. Die von mir gefürchteten „Helikoptereltern“ waren nicht dabei, aber vielleicht habe ich denen mit einigen meiner Aussagen auch bißchen den Wind aus den Segeln genommen.

Bei den „technischen Tücken“ bin ich zuerst auf die Abofallen eingegangen, dazu habe ich keine Mühen gescheut und eine Werbepause bei VIVA mitnotiert. Erschreckenderweise kannten die Eltern diese schlimmen Angebote alle nicht! (Ich schon. ich gucke heimlich Musikfernsehen…;-))

Bei den weiteren Tücken habe ich dann einige Apps genannt, die mehr Daten übertragen als für ihre eigentliche Funktion notwendig.

Auf Interesse stießen auch die rechtlichen Fragen. Ich denke, daß Schüler hier aufgeklärt werden müssen, nicht nur beim Thema Urheberrecht, auch beim Thema Persönlichkeitsrecht (ungefragt Fotos machen und online stellen). Wir kamen dann auch auf Abmahnungen zu sprechen und gerade als ich sagte in meinem Bekanntenkreis wäre das auch etlichen passiert, daß ihnen ein Abmahnschreiben ins Haus geflattert wäre, outete sich eine Mutter. Bei der stand sogar die Polizei morgens vor der Tür. Es ging glimpflich ab, denn sie konnte glaubhaft versichern, nicht zu wissen was da passiert sein konnte.

Ein bißchen schade war, daß die Leut erst gegen Ende des Vortrags damit rausrückten, daß sie sich unter dem Begriff „peer2peer“ nichts vorstellen können. Ich hatte ausdrücklich darauf hingewiesen, daß ich alles erklären würde, was mir möglich ist und dass sie ruhig fragen sollen!

Bei den „pädagogischen Implikationen“ habe ich elegant umschifft, daß ich selber ja nun keine Mutter bin. Aber ich habe genug Beispiele aus meinerm Umfeld für alles Mögliche. Weiterhin bin ich auch darauf eingegangen, wie wir eigentlich aufgewachsen sind (die Eltern sind ja in einem ähnlichen Alter wie ich). Fernsehen gab es nur dosiert („und erinnern Sie sich, es gab nen SENDESCHLUSS!“ ;-)) und wir waren draußen alleine und ohne Telefon unterwegs. Außerdem bin ich auch auf den Suchtfaktor und die Vorbildfunktion eingegangen. Wenn die Eltern beim Essen Nachrichten lesen, wenn das Phone piepst, kann ich es den Kindern schlecht verbieten.

Ich denke, ich konnte ‘rüberbringen, daß die Welt der Smartphones einges an Arbeit bedeutet. Das fängt mit dem passenden Tarif an.

Nachdem das Grundgerüst für meinen Vortrag stand, stieß ich auf die Broschüre „smart mobil“ von klicksafe.de. Diese greift alle Themen auf, die ich auch angesprochen habe (was ich beruhigend für meine Auswahl fand) und sie erklärt wirklich sehr gut und umfassend. Das sind zwar 50 Seiten (A5, gut aufgegliedert!), aber wenn die Eltern DAS auswendig lernen, sind sie erstmal gewappnet…

Wir haben auch noch kurz Jugendschutzfilter diskutiert. Ich sehe diese kritisch, weil sie oft zuviel oder zuwenig wegfiltern und ich eigentlich nicht möchte, daß in einer Demokratie Jugendliche mit Zensur großwerden. Da muß es andere Möglichkeiten geben.

Aus der Reihe „einem CCCler wird umfassendes Wissen zugetraut“: Ich habe auch auf den nächsten Vortrag hingewiesen, Alternativen zu WhatsApp. Die wollten die Alternativen dann gleich von mir wissen, ebenso wie die gängigsten p2p Clients heißen. Da endet dann aber auch mal mein Wissen.

Insgesamt bin ich zufrieden mit der Veranstaltung. Ich habe ausdrücklich keine Schlußempfehlung für die Schule/die Eltern gegeben. Ich habe lediglich versucht, daß Thema von allen Seiten zu beleuchten.